Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/14 - page 39

Energiewende in Thüringen
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Foto: maxx-solar & energie
Das Erneuerbare Energien Gesetz ermöglicht die Eigennutzung von
selber produziertem Solarstrom und wird somit indirekt gefördert.
Da die Herstellungskosten einer Photovoltaikanlage in den letzten
Jahren um mehr als 70 Prozent gesunken sind, produzieren Unter-
nehmen ihren eigenen Strom, inklusive der viel diskutierten Eigen-
stromumlage, deutlich unter 10 Cent je Kilowattstunde.
Wenn dem so ist, wie Sie sagen, warum wird dieser
Vorteil nicht viel mehr genutzt?
Wir beobachten, dass die negative Meinung und Stimmung für
Erneuerbare Energien und das unübersichtliche Regelwerk dafür ver-
antwortlich sind. „Photovoltaik lohnt sich nicht mehr, man bekommt
ja kaum noch Förderung“ – dies ist eine weit verbreitete Meinung in
der Bevölkerung.
Im Prinzip ja, aber … wir müssen alles neu denken! Die Einspeise-
vergütung ist lange nicht mehr relevant, daher wird Eigenstrom-
erzeugung immer interessanter. Wichtig ist heute, dass so viel
Solarstrom wie möglich vom Dach selbst verbraucht wird. Dafür sind
eine professionelle Planung und eine genaue Ist-Analyse des
Verbrauchsverhaltens eines Unternehmens unabdingbar. Blind das
Dach vollzubauen, gehört der Vergangenheit an.
Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?
Nehmen wir als Beispiel einen tagaktiven Betrieb mit 100.000
Kilowattstunden Jahresverbrauch und einem zugrundeliegenden
Strompreis von 22 Cent je Kilowattstunde an. Nach Auswertung sei-
nes individuellen Lastprofiles baut dieser Betrieb eine 50kWp PV-
Anlage. Bei dieser Größe verbraucht er rund 90 Prozent seines selbst
erzeugten Stromes auch wirklich im eigenen Unternehmen. Bei einer
Investitionssumme von ca. 60 bis 65.000 Euro spart und verdient er
somit pro Jahr mit dieser Photovoltaikanlage rund 8.600 Euro.
Das würde heißen, in weniger als sieben Jahren ist die-
se Investition bezahlt?
Richtig! Wenn der Strompreis ab heute nicht mehr steigt. Wenn aber
doch – und das ist wohl die realistischere Annahme – verkürzt sich
die Amortisationszeit. Hinzurechnen muss man natürlich noch die
Zinsen für einen möglichen Kredit. Da diese aber derzeit auf einem
so niedrigen Niveau sind, schlägt das kaum zu Buche.
Wichtig zu wissen ist, dass sich die Ausgabenseite des Unternehmens
nicht verändert! Die Summe, die der Unternehmer für Zins und
Tilgung aufwenden muss, reduziert sich durch die eingesparten
Stromkosten und der EEG-Vergütung, die er für den Strom bekommt,
den er nach dem Eigenverbrauch noch ins Netz einspeist. Also liqui-
ditätstechnisch ein Nullsummenspiel. Dies ist für viele Unternehmer
und Privatkunden der ausschlaggebende Punkt, denn Strom muss
immer bezahlt werden.
Unser beschriebenes Unternehmen hätte also in acht
Jahren jedes Jahr 8.600 Euro Entlastung bei seinen
Energiekosten?
Stimmt, wenn der Strompreis nicht weiter steigt, sonst mehr. Diese
Prognose muss jeder für sich selber machen. Nur so viel: seit 2000
hat sich der Strompreis verdoppelt. Da eine Photovoltaik-Anlage ein
bewegliches Wirtschaftsgut ist, kann jeder Unternehmer diese
Investition auch steuerlich sehr interessant abschreiben - ein weite-
rer Vorteil, der die Amortisationszeit weiterhin deutlich verkürzt.
Und noch etwas möchte ich hinzufügen: Umweltfreundlich, modern
und CO²-frei seine Energie zu erzeugen lässt sich auch gut kommu-
nizieren und vermarkten. Eine positive Wahrnehmung ist diesen
Unternehmen sicher.
Interview: Torsten Laudien
Warum nicht eigene
Kraftwerke bauen?
Dieter Ortmann,
Vorstand Solarinput e.V.
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