Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/14 - page 47

... und außerdem
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Grafik: KfW
Das gigantische Umbauvorhaben der bankrotten Planwirtschaft der DDR in eine wettbewerbsfähige soziale
Marktwirtschaft ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von
KfW Research mit dem Titel „In der Normalität angekommen – Deutschland 25 Jahre nach dem Mauerfall“.
25 Jahre nach dem Mauerfall:
Auch mal über Erfolge reden
„Den neuen Ländern ist ein historischer
Wirtschaftsaufschwung gelungen: Das
Pro-Kopf-Wachstum fiel dort im zurück-
liegenden Vierteljahrhundert praktisch
genauso stark aus wie das in West-
deutschland zur Wirtschaftswunderzeit.
Gemessen an der Wirtschaftsleistung
gehört Ostdeutschland inzwischen zum
Mittelfeld Europas. Dank der gemeinsa-
men Aufbauarbeit stehen die ostdeut-
schen Länder heute wirtschaftlich er-
heblich besser da als alle anderen
ehemals sozialistischen Staaten“, sagt
Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW
Bankengruppe.
Dass die Region gewaltig aufgeholt hat,
spüren die Ostdeutschen in ihrer Geld-
börse: 2013 betrug das verfügbare Pro-
Kopf-Einkommen in den neuen Bundes-
ländern 17.700 Euro – 84 Prozent des
Einkommens in den alten Ländern. Vor
zwanzig Jahren waren es erst 53 Pro-
zent.
Als eigenes Land lägen die neuen Bun-
desländer mit ihrem Bruttoinlandpro-
dukt je Einwohner heute auf Platz 14 in
der EU, nur noch knapp hinter Italien
und Spanien. Die regionalen Unter-
schiede in Deutschland sind inzwischen
auf das in den großen Industrieländern
(G7) übliche Normalmaß geschrumpft.
Auch in historischer Perspektive sind
die diesbezüglichen Folgen von Krieg
und Teilung inzwischen überwunden:
Die regionalen Einkommensunterschie-
de innerhalb Deutschlands sind heute
geringer als in der Weimarer Republik
Mitte der 1920er Jahre, beschreibt die
Studie.
Die Arbeitsproduktivität beträgt im
Osten erst 76 Prozent des Westwertes.
Aber auch dies ist im internationalen
Vergleich unauffällig. „Kein Land ist
völlig ausgeglichen“, sagt Volkswirt Dr.
Zeuner.
Bei der Arbeitsproduktivität liege das
Regionalgefälle in Deutschland sogar
zusammen mit Kanada am unteren En-
de der G7-Länder.
Entscheidende Voraussetzung für die
dynamische Entwicklung in den neuen
Bundesländern waren die hohen Inves-
titionen. Nach der Wende flossen 1,6
Billionen Euro Investitionen in den Auf-
bau Ost. Zu dem Investitionsboom trug
die umfangreiche Förderung wesentlich
bei. Allein die KfW habe in den neuen
Bundesländern und Berlin von 1990 bis
2013 Kredite über 185 Milliarden Euro
für die Förderung von Unternehmen,
Wohnungsbau und Infrastruktur zuge-
sagt, heißt es aus dem Institut. Mehr als
jeder zehnte Euro an Investitionen wur-
de danach aus KfW-Mitteln finanziert.
Trotz der beeindruckenden Fortschritte
stehen die neuen Bundesländer immer
noch vor großen Herausforderungen.
Dazu zählen besonders die immer noch
relativ hohe Arbeitslosigkeit und die de-
mografische Entwicklung.
Ostdeutschland hat seit 1991 bereits 15
Prozent seiner Bevölkerung verloren
und wird auch künftig von demografi-
scher Schrumpfung und Alterung be-
sonders betroffen sein, allerdings nicht
flächendeckend. Vor allem der „Speck-
gürtel“ um Berlin dürfte entgegen dem
allgemeinen Trend bis 2030 noch an
Bevölkerung gewinnen. Auch in Thü-
ringen gibt es Orte wie Erfurt und Jena,
die wachsen.
„Der internationale Vergleich erlaubt ei-
ne bemerkenswert positive Bilanz des
Aufbaus Ost. Dass dies vielen Menschen
erhebliche Veränderungen abverlangt
hat, kann auch nach 25 Jahren nicht
hoch genug gewürdigt werden“, betont
Zeuner. „Nach vorne geblickt zeigen die
letzten 25 Jahre und das gute Ab-
schneiden von Deutschlands Regionen
im internationalen Vergleich, dass
Förderung am Bedarf orientiert sein
muss, um zu wirken.“ Es werde immer
klarer, dass auf einige Regionen – im
Osten wie im Westen – schwierige He-
rausforderungen zukommen werden.
(em/tl)
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Förderung der KfW Bankengruppe in den
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neuen Bundesländern von 1990 bis 2013
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Die vollständige Studie finden sie hier:
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