Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/14 - page 43

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Mit einemMagister in Musik- und Politikwissenschaft im Gepäck und dem konkreten
Plan, nun doch nicht Musiker werden zu wollen, begann Norman Schulz, Jahrgang
1973, zur Jahrtausendwende sein Studium im Fach Kultur- und Medienmangement
in Hamburg. Der Plan ging auf. Tätigkeiten an den Schnittstellen zwischen Kultur und
Wirtschaft führten ihn in ganz unterschiedliche Regionen Deutschlands. Er arbeite-
te als Volontär für die erste Ruhrtriennale unter der Intendanz von Gerard Mortier
und baute anschließend ein Kultur- und Kommunikationszentrum in der oberbayeri-
schen Gemeinde Burgkirchen a.d.Alz auf. Dieses leitete er für drei Jahre. 2006 grün-
dete er die Agentur KULTURVOLLZUG, mit der er erfolgreich scheiterte. Die EMPO-
RE Buchholz verführte ihn zurück in die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
Auf der Suche nach neuen Herausforderungen wurde er 2010 im Kompetenzzentrum
Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes fündig, zunächst als Leiter des Regional-
büros für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, ab 2013 in gleicher Funktion für
Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Seit September 2014 ist der gebürtige Wolfsburger Leiter der Thüringer Agentur für
die Kreativwirtschaft und lebt in Erfurt.
in Hamburg gelebt. Jetzt sind
Sie in ein Flächenland gezogen,
das unwesentlich mehr
Einwohner hat als die
Hansestadt. Wie gelingt die
Eingewöhnung?
Falls Ihre Frage darauf abzielt, ob
Thüringen vielleicht provinziell sei: Ich
habe auch in Hamburg Provinzielles ge-
funden. Provinzialität ist keine geogra-
fische Frage, sondern eher eine der Hal-
tung.
Wie würden Sie die Kreativ-
wirtschaft in Thüringen
beschreiben?
Eigentlich nicht wesentlich anders als
in anderen Bundesländern. Natürlich
gibt es hier nicht die Menge an Unter-
nehmen wie in Hamburg oder Berlin.
Vielleicht sind hier die Wege zueinan-
der etwas länger, sodass der Vernet-
zung eine umso größere Bedeutung zu-
kommt. Ich will dazu beitragen, dass die
Branche besser zusammenwächst und
dadurch auch mehr Gewicht und Sicht-
barkeit bekommt. In Sachen Professio-
nalität und Qualität der Unternehmen
ist Thüringen durchaus mit anderen
Standorten vergleichbar.
Ein ganz wesentlicher Unterschied
scheint mir: Thüringen ist eines der ers-
ten Bundesländer, die die Kultur- und
Kreativwirtschaft nicht mehr übersehen.
Das ist ein großer Pluspunkt.
Was macht die THAK
in Zukunft?
Die THAK ist in erster Linie eine Thü-
ringer Agentur, also wollen wir auch in
ganz Thüringen mit unserem Angebot
präsent sein. Dafür arbeiten wir eng mit
unseren Partnerstrukturen im Freistaat
zusammen.
Auch die Vernetzung steht weiterhin
auf dem Programm. Deshalb entwickeln
wir Veranstaltungsformate, die Lust auf
kollaboratives Arbeiten machen und
zeigen, welche Initiativen es hier und
anderswo bereits gibt.
Perspektivisch planen wir verstärkt an
den Schnittstellen zu anderen Wirt-
schaftszweigen zu arbeiten. Wir wollen
zeigen, dass Kultur- und Kreativwirt-
schaft auch für diese Branchen interes-
sant ist, um die eigene Wettbewerbs-
fähigkeit zu wahren und den Inno-
vationsgrad zu steigern.
Darüber hinaus werden wir unsere be-
reits sehr erfolgreichen Workshops aus-
bauen: Mit den Reihen „Puls“ und „Im-
puls“ decken wir einerseits konkrete
Weiterbildungsbedarfe, die in den Bera-
tungsgesprächen an uns herangetragen
werden. Andererseits blicken wir mit
externen Experten über den Tellerrand
und vermitteln in der Reihe „Impuls“ in-
novative Planungs- und Arbeitsmetho-
den aus der und für die Kultur- und
Kreativwirtschaft.
Eine letzte Frage: Womit
wollen Sie sich in Thüringen
verewigen? Was soll bleiben?
Über Vermächtnisse habe ich mir bisher
keine Gedanken gemacht. Ich freue
mich jetzt auf die aktuellen Heraus-
forderungen. Thüringen hat im Bereich
der Kreativwirtschaftsförderung Pio-
niergeist bewiesen und früh damit be-
gonnen, die vorhandenen Potenziale
der Branche zu entwickeln. Diesen
Prozess – gemeinsam mit hochmoti-
vierten und vielseitig talentierten Mit-
streitern – weiter voranzutreiben, das
ist meine Aufgabe in
der THAK. (em:rkw)
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Zur Person
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