Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/14 - page 9

Fach- und Führungskräfte
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Foto: Igor Stevanovic/fotolia
Eine neue Generation drängt in die Unternehmen – die Generation Y. Jung, gut
ausgebildet, aufgeklärt, selbstbewusst, technikaffin und freisinnig sind nur ei-
nige Attribute, die diesen jungen, meist in den Chefetagen noch unbekannten
Wesen verliehen werden. Sie wollen selbst entscheiden, sich nicht bevormun-
den lassen und kommen aus Elternhäusern, in denen sie als Mittelpunkt des fa-
miliären Lebens gehätschelt und verwöhnt worden sind, und die es deswegen
als selbstverständlich betrachten, dass sich ihr Umfeld zumindest ein Stück weit
nach ihnen richtet. Zugleich sind sie gesellschaftsorientiert und nicht bereit,
sich ausschließlich für den Job aufzureiben. Eine Herausforderung, über die der
Vortragsredner und Business-Experte Theo Prinz jüngst im Rahmen des
Berliner Erfolgstages gesprochen hat.
Feedback und Führung
für die „Generation Y“
„Die Generation Y ist hedonistisch und
zugleich fokussiert auf gesellschaftliche
Werte und Maßstäbe“, erklärt Theo
Prinz, der als ausgewiesener Kenner der
Generation Y gilt, auch, weil er selbst
schon mehrere Unternehmen aufgebaut
und an die Spitze geführt hat. Diese
Generation treffe nun auf Vorgesetzte
„des alten Schlags“, die analog ent-
scheiden und delegieren und oft noch
nach dem Prinzip Befehl und Kontrolle
führen. Durch diesen Zündstoff würden
über kurz oder lang neue Führungs-
modelle entstehen müssen. Unterneh-
men würden zwangsweise moderni-
siert. Der Trend lasse sich schlicht nicht
ignorieren – auch und gerade, weil der
Kampf um die besten Köpfe längst im
vollen Gange sei und sich schon heute
die guten Arbeitnehmer den für sie pas-
senden Arbeitgeber aussuchten – und
nicht umgekehrt.
Die Generation Y besteht überwiegend
aus sogenannten Digital Natives, also
Menschen, die mit dem Internet 2.0
groß geworden sind. „Auch darauf muss
Führung reagieren“, erklärt Prinz. Sie
seien es gewohnt, in Echtzeit zu kom-
munizieren, unmittelbar Feedback zu
bekommen und Meinungen offen aus-
zutauschen – in Erwartung eines
schnellen Like oder Dislike. „Dem ge-
genüber stehen dann Jahreszielverein-
barungen oder quartalsweise Personal-
gespräche und eine weitgehend
analoge Business-Kultur. Der Wider-
spruch: Arbeiten im Jahreszyklus, Leben
in Echtzeit.“ Dieser wolle aufgelöst wer-
den. „Neue Chefs sind gefragt. Solche,
die Aufgaben per Whats App oder
Facebook verteilen können, Feedback
und Dokumente in Cloud-Gruppen tei-
len und die bereit sind, das traditionel-
le Top-Down-Management einem mo-
dernen Führungs- und Arbeitsstil
anzupassen. Leadership muss unmittel-
barer werden, Feedback auf der Stelle
kommen“, so der Business-Experte.
Sein wichtigster Punkt: „Moderne Chefs
müssen die Individualität der neuen
Mitarbeiter wertschätzen. Über einen
Kamm scheren, Teams als Einheit und
nicht als Konglomerat individueller
Typen und Persönlichkeiten anzusehen,
geht einfach nicht mehr.“ Der Mitar-
beiter werde zunehmend zum Mitunter-
nehmer, zum selbständigen Leistungs-
träger, der nach Anerkennung für seine
Verdienste strebe.
Unterstützung, so Prinz abschließend,
böten bei der Einschätzung und der
Gestaltung der Zusammenarbeit in Un-
ternehmen häufig Persönlichkeits-Diag-
nostik-Tools und eine gezielte Persön-
lichkeitsentwicklung. (tl)
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